Inhaltsübersicht
1. Vorstellung der AWO als Trägerin
2. plusKITA – Gesetzliche Vorgaben
4. Aufgaben einer plusKITA-Fachkraft
4.1 Sprachliche Bildung und Förderung
4.2 Förderung der körperlichen Entwicklung
4.3 Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen
4.4 Zusammenarbeit mit den Eltern
4.5 Netzwerkarbeit
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Konzeptionen
Rahmenkonzeptionen
↳ Pädagogik
↳ Prävention und Schutz
↳ Inklusion
↳ plusKITA
Einzelkonzeptionen
↳ „Villa Purzelbaum“
↳ „Die Weltentdecker“
↳ „Lange Hecke“
↳ „Zauberhügel“
↳ „Räuberhöhle“
↳ „Die Römerkita“
1. Vorstellung der AWO als Trägerin
Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) ist ein unabhängiger, mitgliederunterstützter Wohlfahrtsverband und wurde im Dezember 1919 gegründet. Sie setzt sich mit ihrem Leitbild und ihren Aufgabenfeldern für eine sozial gerechte Gesellschaft ein, die durch Politikgestaltung Benachteiligungen ausgleicht und allen Menschen den Zugang zu Bildung, Ausbildung, Kultur und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht. Sie leistet ihre Aufgaben ohne nach politischer, ethischer, kultureller, nationaler oder konfessioneller Zugehörigkeit zu fragen.
Die AWO betreibt seit ihrem Bestehen Tageseinrichtungen für Kinder als unverzichtbaren Teil der sozialen Infrastruktur. Sie trägt somit zur positiven Gestaltung der Lebensbedingungen von Familien, zur Chancengleichheit und sozialen Gerechtigkeit bei und bietet konkrete Hilfe bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wir als AWO OV Neuss werden uns auch weiterhin dafür einsetzen, dass der Erziehungs-, Bildungs- und Betreuungsauftrag mit den entsprechenden qualitativen und finanziellen Absicherungen erhalten bleibt.
In Neuss sind wir anerkannter Träger der freien Jugendhilfe gemäß § 75 SGB VIII und seit über 20 Jahren Träger der Kindertageseinrichtungen „Villa Purzelbaum“ (Holzheim), „Die Weltentdecker“ (Vogelsang), „Lange Hecke“ (Furth), „Die Römerkita“ (Weißenberg), „Zauberhügel“ (Allerheiligen) und „Räuberhöhle“ (Allerheiligen). Wir bieten qualifizierte Förderung und Angebote für eine Vielzahl von Kindern im Alter von vier Monaten bis zum Schuleintritt an.
Darüber hinaus sind wir ein im Zuständigkeitsbereich des Jugendamtes Neuss geförderter Träger der Familienbildung und im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit ein konstanter Partner des Jugendamtes der Stadt Neuss.
Wir engagieren uns im Bereich der interkulturellen Kinder- und Jugendarbeit und sind Träger der Offenen Ganztagsgrundschule „St. Martinus“ (Uedesheim).
Kinder haben eigene Sozial- und Grundrechte, die in der UN-Kinderrechtskonvention verankert sind. Alle Kinder haben ein Grundrecht auf Bildung, Erziehung und Betreuung, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht, ihrer kulturellen und ethnischen Orientierung und unabhängig von der Lebenssituation der Eltern. Wir setzen uns offensiv für die Rechte der Kinder ein und tragen damit zu einer menschlichen und kinderfreundlichen Gesellschaft aktiv bei.
Als AWO orientieren wir uns am humanistischen Menschenbild. Wir gehen davon aus, dass Menschen von Geburt an über ein großes Potenzial an Fähigkeiten verfügen, dessen Entfaltung sie in die Lage versetzt, ihr Leben in Verantwortung für sich und andere zu gestalten. Für die Arbeit in unserer Tageseinrichtung bedeutet das, Kinder als eigenständige Personen ernst zu nehmen und Bildungs- und Erziehungsprozesse zu initiieren, in denen Kinder ihre Fähigkeiten und Potenziale entfalten können.
Die AWO in Neuss konkretisiert ihr Bildungsprofil auf der Grundlage ihrer Grundrichtung für Tageseinrichtungen für Kinder.
2. plusKITA – Gesetzliche Vorgaben
plusKITA ist eine zusätzliche Fördermaßnahme in Kindertageseinrichtungen, die im § 44 des Kinderbildungsgesetzes NRW geregelt ist.
plusKITA-Einrichtungen haben den Auftrag, die Sprachbildung zu fördern, individuelle Bildungspotentiale zu erkennen und die Chance auf Bildung zu erhöhen. Dieses Arbeitskonzept stellt ein Leitbild, eine Zielsetzung, eine Stellenbeschreibung und einen gemeinsamen Auftrag im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben dar.
Hierzu gehören die Orientierung am Lebenshintergrund der Kinder und daraus resultierende abgestimmte pädagogische Konzepte und Handlungsformen. Ein besonderer Fokus soll ausdrücklich auf die individuelle Sprachbildung und -förderung gelegt werden. Zu den Aufgaben gehören darüber hinaus eine adressatengerechte stärkende Elternarbeit und das Engagement in vorhandenen Netzwerkstrukturen, die das Ziel verfolgen, Zugangsbarrieren abzubauen und Teilhabe zu ermöglichen. Damit das pädagogische Team diesen besonderen Herausforderungen professionell begegnen kann, zählt die gezielte Ressourcenstärkung des Personals zu den weiteren Aufgaben der plusKITA.
3. Zielsetzung der plusKITA
Das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfallen (MKJFGFI NRW) setzt für plusKita-Einrichtungen folgende Ziele fest:
- Bildungsbenachteiligung abbauen
- Individuelle Förderung ausbauen
„Besonders Kinder aus Elternhäusern mit geringem Einkommen, mit Migrationshintergrund oder aus sogenanntem bildungsfernerem Umfeld haben schlechtere Bildungschancen als andere Kinder. Ursache sind aber nicht geringere Fähigkeiten, sondern schlechtere Startbedingungen und fehlende Förderung und Unterstützung. Wichtigste Zielsetzung der plusKITAs ist daher die Bildungschancen dieser Kinder von Anfang an zu verbessern, indem sie Bildungsbenachteiligungen gezielt abbauen.
Das geschieht durch individuelle Förderung der Potenziale der Kinder, die sich am Alltag ihrer Familien orientiert: Auf diese Besonderheiten abgestimmte pädagogische Konzepte und Handlungsformen, adressatengerechte Elternarbeit und -stärkung, eine feste Ansprechperson für die Einbringung in die lokalen Netzwerkstrukturen-, spezielle Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen etc. sind Aufgaben der plusKITAs, die über die Tätigkeit von Regelkindertageseinrichtungen hinausgehen (www.mkjfgfi.nrw/pluskita; abgerufen am 06.12.2022/12:30)“.
4. Aufgaben einer plusKITA-Fachkraft
Um die Ziele einer plusKITA nachhaltig umsetzen zu können, steht den plusKITAs eine zusätzliche Fachkraft zu. Diese behält die Zielsetzung im Auge und führt gezielte Förderungen durch.
4.1 Sprachliche Bildung und Förderung
Im Rahmen von plusKITA werden Kinder durch eine gezielte Sprachförderung individuell gefördert. Dabei wird auf eine ganzheitliche Förderung geachtet. Sowohl die motorischen, als auch die kognitiven und sozial-emotionalen Fähigkeiten der Kinder werden angesprochen und ausgebaut, denn nur ein Lernen mit allen Sinnen ist ein sinnvolles Lernen.
Um spielerisch und mit Spaß die Sprachentwicklung bei den Kindern zu fördern, werden von der plusKITA-Fachkraft die unterschiedlichsten Spiele und Materialien eingesetzt.
- Bildwörterbücher
- Wimmelbilderbücher
- Fotokarten zur Sprachförderung (Alltagswörter)
- Bildkarten zur Sprachförderung (Gefühle)
- Rollenspiele und gemeinsames Handeln (Schule, Puppenspiele etc.)
- Sprachspiele in Form von Gesellschaftsspielen
- Phonologische Bewusstheit (Reime, Silben, Anlaute)
- Legespiele (Reime, Anlaute)
- Abzählverse, rhythmisch und/oder silbisch sprechen
- Anlautmemory
- Lernspiele: genaues Hinschauen und gutes Erinnern
- Menge-Zahl-Zuordnung, Mengenerfahrung, Zählen
- Mini LÜK
- Didaktische Arbeitsblätter
- Mundgeschicklichkeitsspiele
- Handgeschicklichkeitsspiele
Bei Umsetzung der Sprachförderung müssen zudem folgende Kriterien Berücksichtigung finden:
- Wertschätzung des kulturellen Hintergrunds, der Familiensprache und -situation des Kindes sowie Berücksichtigung seiner Lebenslage.
- Beziehungsgestaltung zum Kind und die Beachtung seiner Bedürfnisse, Interessen und Ressourcen.
- Bei der Auswahl von Themen und Angeboten orientiert sich die individuelle Förderung an den Lebenswelten und den individuellen Interessen der Kinder. Dabei ist von wesentlicher Bedeutung, dass sich die plusKita-Fachkraft ihrer Rolle als wichtiges Sprachvorbild bewusst ist und jedes Kind ausgehend von seinen individuellen Sprachkompetenzen in seiner weiteren sprachlichen Entwicklung unterstützt. Dementsprechend ist sie sensibel für Sprachanlässe, die sich in unterschiedlichen Situationen ergeben.
- Partizipation: Durch die Beteiligung der Kinder an Entscheidungs- und Gestaltungsprozessen können sie sich selbstwirksam und verantwortungsvoll erleben.
- Sprachanregende Nutzung und Gestaltung der Einrichtung und ihrer Materialien
- Ein Bewusstsein für das sprachanregende Potenzial bereits vorhandener Angebote, Räume und Materialien.
- Einbeziehung der Familie in das Konzept der sprachlichen Bildung
- Beobachtung von Aussprachefähigkeit
- Beobachtung von Sprachverständnis und rezeptivem Wortschatz
- Beobachtung von grammatischen Fähigkeiten
4.2 Förderung der körperlichen Entwicklung
Der Kindergarten ist meistens die erste öffentliche Erziehungsinstitution, die Kinder besuchen. Ebenso wie das Elternhaus beeinflussen die hier gewonnenen Erfahrungen die Entwicklung der Kinder nachhaltig, gesundheitsrelevante Einstellungen und Verhaltensweisen werden geprägt. Der Kindergarten kann die Entwicklung der Kinder begleiten und in vielfältiger Hinsicht fördern. Er kann gegebenenfalls familiär bedingte Defizite ausgleichen, gleichzeitig aber auch durch die meist noch sehr intensive Zusammenarbeit mit den Eltern und familiären Bezugspersonen auf die Gestaltung der alltäglichen Lebensbedingungen von Kindern Einfluss nehmen (vgl.www.bzga.de/infomaterialien/fachpublikationen/gesundheitsfoerderung-konkret/band-1-bewegungsfoerderung-im-kindergarten; abgerufen am 06.12.2022/18:00).
Die Auswertung von Schuleingangsuntersuchungen und die Analyse der Daten aus Erhebungen zu Früherkennungsuntersuchungen zeigten folgende Ergebnisse:
- Auffallend viele Kinder weisen Defizite bei körperlichen Ausdauerleistungen, altersgerechter Körperkraft und der Koordinationsfähigkeit auf. Einhergehend mit einer verringerten körperlichen Leistungsfähigkeit werden in zunehmendem Maße Haltungsschäden festgestellt; darüber hinaus häufen sich die Unfälle im Straßenverkehr, zu Hause, sowie im Freizeitbereich.
- Über- bzw. Untergewicht gehören zu den häufig festgestellten Defiziten. Die weitere Ausprägung von Formen der Fehlernährung nimmt mit steigendem Alter zu.
- Verzögerter Spracherwerb, Verhaltensauffälligkeiten und Konzentrationsstörungen sind häufig festgestellte Befindlichkeits- und Gesundheitsstörungen, die jeweils in unterschiedlichen Altersphasen auftreten.
Viele dieser Symptome sind auf Bewegungsmangel in der frühen Kindheit und im vorschulischen Alter zurückzuführen.
Die Reduzierung der körperlich-sinnlichen Erfahrungen und die mangelnden Verarbeitungsmöglichkeiten der auf das Kind einströmenden Reize, wie zum Beispiel Stress, führen zusammen mit der oft gleichzeitig einsetzenden Einschränkung seiner Bewegungsmöglichkeiten nicht selten zu weitergehenden Beeinträchtigungen der kindlichen Entwicklung. In zunehmendem Ausmaß kommt es zu Störungen in der Wahrnehmungsverarbeitung und zu Verhaltensauffälligkeiten. Kommunikative Störungen, Ängste, Aggressivität, mangelnde Konzentrationsfähigkeit und Hyperaktivität sind Symptome, die immer häufiger auftreten und auch auf die sich verändernden Lebensbedingungen von Kindern zurückzuführen sind. Eine solche Veränderung der Lebens- und Erfahrungswelt hat Folgen sowohl für die psychosoziale als auch für die körperlich-motorische Entwicklung von Kindern.
Bei der individuellen Förderung ist wichtig zu beachten wäre, dass der gewünschte Erfolg sich erst dann einstellt, wenn Kinder von sich aus mit Lust und Freude an den Bewegungsspielen teilnehmen. Die Bewegungsangebote müssen daher auf den individuellen Entwicklungsstand und auf die individuellen Voraussetzungen der Kinder abgestimmt sein und gewährleisten, dass alle sich als erfolgreich wahrnehmen und sich wohl fühlen. Voraussetzung hierfür ist eine Atmosphäre des Vertrauens und der Freiwilligkeit, in der Kinder keine Angst haben, Schwächen zu zeigen, und in der auch die äußeren Rahmenbedingungen dazu beitragen, dass sie ermutigt werden, ihre eigenen Leistungsgrenzen zu finden.
In der plusKita-Konzeption finden besondere Beachtung jene Kinder, die beispielsweise in ihren motorischen oder sprachlichen Fähigkeiten nicht dem Altersdurchschnitt entsprechen, Auffälligkeiten oder Störungen zeigen, unter konstitutionellen Besonderheiten (z. B. Übergewicht) leiden oder sich nur wenig zutrauen. Aus diesem Grund ist sowohl die spezifische Förderung entwicklungsauffälliger Kinder durch pädagogische Fachkräfte von großer Bedeutung, als auch eine intensive Elternarbeit, damit eine Übertragung auf den Alltag dieser Kinder gewährleistet sein kann. Gerade für diese Kinder stellt Bewegung ein besonders wirksames Mittel zur Entwicklungsförderung dar.
4.3 Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen
Nach der Familie ist die Kita die zweite wichtige Institution zum Aufbau und zur Erweiterung der sozial-emotionalen Kompetenzen.
Bewegung ist neben der Sprache ein besonders geeignetes „Werkzeug“, um die Kinder in ihrem sozialen und emotionalen Verhalten zu stärken. Bewegungsspiele beinhalten zahlreiche Situationen, die es ermöglichen, dass Kinder sich mit ihren Spielpartnern auseinandersetzen, Regeln aufstellen, aushandeln und anerkennen, Konflikte lösen und Rollen übernehmen. Über das Handeln in Bewegung können Kinder eigene Befindlichkeiten und Grenzen, aber auch Gefühle und Grenzen anderer Personen erfahren. Daher bieten Bewegungsaktivitäten und –spiele gute Gelegenheiten, um soziale Prozesse zu initiieren und die Entwicklung sozialer Kompetenzen zu unterstützen.
Der Erwerb sozialer Kompetenzen benötigt geeignete Übungsmöglichkeiten. Daher ist die Aufgabe einer plusKita-Fachkraft, Situationen zu ermöglichen, die Kinder in ihren sozialen Fähigkeiten herausfordern. Sie müssen Gelegenheiten schaffen, damit sich soziale Prozesse im geschützten Rahmen entfalten und Kinder die Möglichkeit zur Erprobung und Anwendung unterschiedlicher Verhaltensweisen haben.
Nach Renate Zimmer müssen bei der Förderung von emotionalen Kompetenzen folgende Punkte Beachtung finden (vgl. Zimmer/Braun/Rolfes: Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen durch Bewegung, 2016, S. 8 f.):
- Sinneswahrnehmung anregen durch z. B. Spielen und Basteln mit unterschiedlichsten Materialien, Traumreisen, Spielmassagen.
- Kinder sollen die gesamte Bandbreite an Gefühlen erleben dürfen.
- Beobachten: Gibt es Kinder, die regelmäßig und über einen längeren Zeitraum eher einseitige Gefühle zeigen?
- Sich selbst beobachten: greift man bei einigen Kindern vorschnell ein, um diese zu behüten oder zu bremsen?
- Die Gefühle beim Kind ansprechen: „Kann es sein, dass du wütend bist?“
- Dem Kind erklären, wie meine oder die Gefühle anderer zu interpretieren sind: „Merkst du, dass ich schon sehr laut spreche? Das heißt, dass ich schon ziemlich verärgert bin. Bitte lass das jetzt!“
- Die Kinder zum Beispiel beim gemeinsamen Anschauen oder Vorlesen der Bilderbücher beobachten. Man kommentiert die abgebildeten Personen oder fragt die Kinder nach ihrer Interpretation: „Oh, schau mal, wie guckt denn der Junge auf dem Bild?“
- Spiele, in denen Kinder eine bestimmte Stimmung erraten oder darstellen müssen, sind gut geeignet, um das Erkennen und ausdrücken von Gefühlen zu üben.
- Bitte – Danke! Immer wiederkehrende Handlungen, die sprachlich begleitet werden, geben dem Kind einen sicheren sozialen Handlungsrahmen. Es lernt darüber kulturell gebräuchliche Muster, auf die es auch in emotional stressigen Situationen zurückgreifen kann.
- Es ist wichtig auf die Gefühlsäußerungen der Kinder einzugehen und die Kinder in den Konfliktsituationen sowie im Rollenspiel zu beobachten. Wie zeigen und benennen die Kinder die echten und die gespielten Gefühle? Können sie schon eigene Lösungen finden (z. B. „erst ich, dann du“)?
- Es ist wichtig, den Kindern die Gelegenheit zu geben, selbst zu handeln. Dadurch bekommen sie die Möglichkeit zu erfahren, dass sie selbst helfen und andere positiv unterstützen können.
- Die Fachkraft reagiert selbst auf Gefühls-, als auch Handlungsebene empathisch. Die Kinder werden sich intuitiv an ihr orientieren.
- Richtige Balance finden zwischen „richtig vormachen“ und der Aufforderung an die Kinder aktiv zu helfen, zu trösten oder zu raten. Wenn die Kinder nicht angehalten werden, selbst bei Konflikten oder in emotionalen Situationen angemessen zu reagieren, halten die Kinder schnell ausschließlich die Erzieherin dafür verantwortlich.
- Es ist wichtig einem Kind eine Rückmeldung zu geben, wenn es empathisch auf andere reagiert.
- Rückfragen stellen: „Was glaubst du wie Tim sich jetzt fühlt, wenn ihr ihn nicht mitspielen lasst?“
- Den Kindern vermitteln, dass Gefühle verändert werden können.
- Hilfestellung geben, da sein, Nähe und Akzeptanz vermitteln, wenn starke Emotionen aufkommen
- Eigeständige Emotionsregulation der Kinder fördern
- Verschiedene Emotionsregulationen erproben lassen
Die wichtigsten Erfahrungen für den Aufbau von Selbstvertrauen sind immer die selbst gemachten Erfahrungen. Lösungen zu finden, wenn etwas nicht sofort klappt, sich wirklich schwierigen Aufgaben zu stellen und sie möglicherweise zu schaffen, gehört zu den wertvollsten Erfahrungen, die ein Kind machen kann.
- Gefühle anderer wahrnehmen
- Sich in die Lage eines anderen versetzen
- Bedürfnisse und Wünsche anderer erkennen und berücksichtigen
- Das Regelverständnis kann sehr gut in Spiel- und Bewegungssituationen geübt werden.
- Die Kinder können eigene Regeln aufstellen. Führen diese Regeln zu Problemen, bieten sich in der Situation die Gelegenheiten, die Regeln mit den Kindern zu reflektieren und gemeinsam eine bessere Lösung zu suchen.
- Wenn viel jüngere Kinder oder entwicklungsbeeinträchtigte Kinder mitspielen, sollen die Regeln angepasst werden, so dass alle mitspielen können. Kinder sollen lernen, flexibel mit Regeln umzugehen und sie der jeweiligen Situation anpassen.
- Bewegungsspiele eröffnen vielfältige Möglichkeiten.
- Geduldspiele jeglicher Art fordern die Kinder heraus und fördern gleichzeitig den Umgang mit Misserfolgen.
- Für Rücksichtnahme und Toleranz eignen sich körperbetonte Spiele mit klaren Regeln. Hier erleben Kinder sehr schnell am eigenen Körper, wie wichtig die vereinbarten Regeln sind, dass sie zum Beispiel helfen das Spiel zu erhalten und dafür da sind, dass niemand verletzt wird.
- Spiele aus der Kategorie „Ringen und Raufen“ benötigen sehr viel Rücksichtnahme.
- Es ist wichtig den Kindern kooperatives Arbeiten, Teamarbeit und Zusammenhalt vorzuleben.
- Kinder um Hilfe und Unterstützung bitten oder verantwortungsvolle Aufgaben vergeben.
4.4 Zusammenarbeit mit den Eltern
Die Vielfalt der Kulturen, Sprachen und Lebensstile werden in unseren Einrichtungen als Bereicherung angesehen. Durch Tür und Angelgespräche, gut vorbereitete Entwicklungsgespräche und Elternabende gewährleisten wir den persönlichen und fachlichen Austausch zwischen Eltern und dem pädagogischen Fachpersonal und die Beteiligung der Eltern am Geschehen in der Kindertagesstätte.
Im Rahmen von plusKITA wird die Zusammenarbeit zwischen den Eltern und der Kindertagesstätte noch intensiviert. Beim Elternfrühstück oder Elterncafé können sich die Eltern untereinander austauschen und sich über anstehende Themen und Veranstaltungen informieren oder gemeinsam mit anderen Eltern neue Ideen entwickeln. Ein Großteil der Arbeit der plusKITA-Fachkraft besteht aber auch darin, das Ohr im Alltag bei den Eltern zu haben und herauszuhören, worin die Probleme, Sorgen oder Bedarfe liegen. Diese reichen von Unsicherheiten in Erziehungsfragen, über Fragen zu Formularen oder das Korrekturlesen einer Bewerbung bis hin zu persönlichen Problemen.
Niedrigschwellige Beratung und Unterstützung von Eltern
- Hilfestellung beim Ausfüllen von Formularen
- Hilfestellung bei der Lösung von Problemen mit dem Sozialamt oder Jobcenter
- Wiedereinstieg in das Berufsleben
- Informationen über das deutsche Schulsystem
- Betreuungsplätze in der Grundschule
- Zugangsvoraussetzungen für Studienzugänge (wenn Schulabschluss oder Studium im Ausland erfolgte)
- Interkulturelle Kontaktmöglichkeiten
- Erziehungsfragen
Themenbezogene Veranstaltungen am Nachmittag oder Abend
- Wege aus der „Brüllfalle“
- Regeln und Grenzen
- Kulturelle Vielfalt von Beginn ein Gewinn
- Zweisprachige Vorlesenachmittage
- Bücher und Sprache
- Medien
Gemeinsame Ausflüge mit Eltern und Kind
- Bilderbuchkino in der Stadtbibliothek Neuss
- Figurentheater in der Stadtbibliothek Neuss
- Besuch des Clemens Sels Museum Neuss
- Ausflug zum Kinderbauernhof
Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sowie wechselseitiger Respekt und Wertschätzung sind unentbehrlich, um optimale Entwicklungsbedingungen für eine individuelle Förderung der Kinder zu erreichen. Die Familie ist der wichtigste Ort im Leben von Kindern. Sie prägt entscheidend die Lern- und Entwicklungsprozesse – insbesondere in den ersten Lebensjahren. Für eine optimale frühe Förderung ist es deshalb wichtig, dass Eltern, pädagogische Fachkräfte aber auch weitere Bildungspartner gut zusammenarbeiten.
4.5 Netzwerkarbeit
Um unseren Erziehungs- und Bildungsauftrag gerecht zu werden pflegt die plusKITA-Fachkraft gute Kontakte zu zahlreichen Institutionen im Stadtgebiet:
- Kindertagesstätten und Grundschulen in unserem Einzugsgebiet
- Logopäden und Ergotherapeuten
- Bildungs- und Kultureinrichtungen
- Jugendamt (Frühe Hilfen/ASD)
- Frühförderstelle
- Fachdienst für Integration und Migration
- Sozialamt, Jobcenter, Krankenkasse, Bauverein
- Schuldnerberatungsstelle
5. Umsetzung der individuellen Förderung
Wichtig bei der Umsetzung der individuellen Förderung der Kinder ist immer die eigene Haltung und diese zu reflektieren und wahrzunehmen. Dies kann auch in Teamsitzungen oder mit einzelnen Teamkolleg:innen geschehen.
Hilfreich ist es wenn die Fachkräfte folgende Punkte bei der Förderung beachten:
- Ein positives emotionales Klima schaffen (durch positive emotionale Ausdruckweise der Fachkraft, Lernen am Modell)
- Die eigenen Emotionen offen ausdrücken (Modelllernen)
- Oft über Gefühle sprechen
- Respektvoll und angemessen mit den Gefühlen des Kindes umgehen
- Kinder bei der Regulation ihrer Gefühle unterstützen
- Auf Individualitäten achten
Ausgangspunkt der methodischen Überlegungen ist das einzelne Kind mit seiner Persönlichkeitsstruktur, mit seinen Verhaltensweisen, mit seinen kognitiven, sozialen und psychomotorischen Entwicklungsprozessen wahrzunehmen. Auf der Entscheidungsebene und der Planung des methodischen Vorgehens ist es wichtig im Blick zu behalten, welche Kompetenzen das Kind bereits mitbringt. Hierbei sollte auch immer individuell betrachtet werden in welchem Kontext die Förderung stattfindet. Dies kann in verschiedenen Settings stattfinden, z. B. in der Gruppe, in der Turnhalle, in Kleingruppen oder mit einem Kind alleine.
Das Spiel ist die elementare eigenaktive Ausdrucksform des Kindes, über die sich Lebensbewältigung und Selbstbildung vollzieht. Das Kind erhält durch die Reaktionen der Spielpartner ein Wissen über eigene Fähigkeiten, Schwächen, Gefühle und Wünsche. Über das Spielen entwickeln sich Kinder, sammeln Erfahrungen, verarbeiten Eindrücke und Erlebnisse und erwerben nebenher unbewusst eine Menge an Wissen und sozialen Fähigkeiten (vgl. Vollmer, Knut: Spiel. In: Vollmer, Knut: Fachwörterbuch für Erzieherinnen und pädagogische Fachkräfte. Herder Verlag, Freiburg, 2012). Das Spiel bietet daher ideale Voraussetzungen für erfolgreiche Lernprozesse in allen Bereichen der kindlichen Entwicklung (vgl. Gartingen, S. 57).
Eine andere Möglichkeit, Bildungserfahrungen anzuregen, ist die längerfristige Durchführung von Projekten. In einem Projekt setzten sich Kinder mit Themen auseinander, die sie für sich als interessant erkannt haben und weiter erforschen möchten.
Feste Rituale der Bildungsangebote können durch die Wiederkehr von Vertrautem Zuversicht und Vertrauen bieten. Sie müssen aber nicht starr sein, können jederzeit der Situation angemessen angepasst und verändert werden. Kinder haben das Recht den zeitlichen Ablauf und die Rituale partizipatorisch mitzugestalten.
Bei der Planung und Umsetzung von Förderangeboten ist es wichtig die pädagogische Arbeit immer wieder zu reflektieren. Dabei wäre es wichtig folgende Fragen zu stellen:
- Passt das Angebot in dieser Form?
- Ist es vielleicht zu einfach oder zu schwer, spricht es die Interessen des Kindes an?
- Wie könnte ich das Angebot so verändern, dass das Kind sich aktiv beteiligt?
- Wie könnte ich die Entwicklung eventuell fehlender Kompetenzen in kleinen Schritten unterstützen?
- Wie könnte ich die Räumlichkeiten, evtl. zusammen mit den Kindern anders gestalten?
- Wie kann ich Eltern einbeziehen?
- Mit welchen Themen und Aktivitäten kann ich die einzelnen Kinder oder Kindergruppen und in welcher Kindekonstellation am besten ansprechen?
Literaturverzeichnis
- BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. www.bzga.de/infomaterialien/fachpublikationen/gesundheitsfoerderung-konkret/band-1-bewegungsfoerderung-im-kindergarten/. Stand: 27.09.2021
- Gartinger, Silvia / Janssen, Rolf: Erzieherinnen + Erzieher. Sozialpädagogische Bildungsarbeit professionell gestalten. Cornelsen Schulverlag GmbH, Berlin, 2014.
- Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfallen. www.mkjfgfi.nrw/pluskita. Stand: 29.09.2022.
- Vollmer, Knut: Spiel. In: Vollmer, Knut: Fachwörterbuch für Erzieherinnen und pädagogische Fachkräfte. Herder Verlag, Freiburg, 2012.
- Zimmer, Renate / Braun, Mareike / Rolfes, Kathrin: Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen durch Bewegung. Hrsg. Unfallkasse NRW, BKK Landesverband NORDWEST, 2016.