#wirarbeitendaran
Mit Beginn der Aktionstage Nachhaltigkeit des deutschen Rates für nachhaltige Entwicklung im September 2020 startete die AWO eine fünfmonatige Kampagne rund um die 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen.
Unter dem Motto „Wir arbeiten dran!“ zeigt der Verband, welchen Beitrag die Freie Wohlfahrtspflege seit über hundert Jahren für eine nachhaltige Entwicklung leistet. Gleichzeitig soll Bewusstsein für neue Handlungsfelder wie Klimaschutz und nachhaltigen Konsum geschaffen und konkrete Projektideen für die nachhaltige Gestaltung sozialer Arbeit gesammelt werden.
Im Kern der Kampagne stehen die Berührungspunkte zwischen den 17 Zielen und den fünf Grundwerten der AWO Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Toleranz. Die Kampagne wird unterstützt von zahlreichen Aktionen in den bundesweit 18.000 Einrichtungen und Diensten der Arbeiterwohlfahrt. Aktionen und Projekte werden fortlaufend auf der Website wirarbeitendran.awo.org veröffentlicht und sollen als Praxisbeispiele und Anregungen für andere Engagierte und Träger dienen.
Die Kampagne startet mit dem Themenmonat zum AWO-Wert Gerechtigkeit und greift in jedem der vier Folgemonate einen weiteren Grundwert auf.
Dazu erklärt Brigitte Döcker, Mitglied des Bundesvorstandes der Arbeiterwohlfahrt: „Wer Gerechtigkeit leben will, muss auch Klimagerechtigkeit leben! Nachhaltige Entwicklung kann nur funktionieren, wenn wir alle 17 Ziele gleichermaßen beachten. Wir als AWO leisten tagtäglich einen Beitrag zu vielen der 17 Ziele. Nachhaltige Entwicklung ist schon immer ein Kernthema der AWO gewesen. Aber wir müssen auch selbstkritisch sein, denn nicht zuletzt hinsichtlich des Umwelt- und Klimaschutzes und auch bei Fragen des nachhaltigen Konsums muss die AWO aktiver werden. Die Nachhaltigen Entwicklungsziele können uns hierbei als Maßstab dienen.“
Die nachhaltigen Entwicklungsziele wurden 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedet und werden von Deutschland im Rahmen der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie umgesetzt. Bis 2030 soll so die Vision einer nachhaltigen Entwicklung verwirklicht werden. AWO Bundesvorstandsmitglied Brigitte Döcker dazu: „Die Verabschiedung der 17 Ziele durch die UN war eine Sternstunde der Nachhaltigkeitspolitik. Leider mangelt es in Deutschland aber noch an einer ambitionierten politischen Umsetzung. Die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie wird vielen Ansprüchen noch nicht gerecht. Mit unserer Kampagne wollen wir das Bewusstsein für die Verantwortung der Wohlfahrtspflege stärken und auch die Politik auffordern, sich der 17 Ziele stärker anzunehmen.“
Ziel 1: Keine Armut
Armut in jeder Form und überall beenden, Zugang zu Land und armutsreduzierenden Dienstleistungen garantieren.
Laut Weltbank verfügen immer noch mehr als 700 Millionen Menschen über weniger als 1,90 US-Dollar am Tag. Der reichere Teil der Weltbevölkerung verursacht die Hälfte aller CO2-Emissionen, während die ärmere Weltbevölkerung stärker unter den Folgen des Klimawandels leidet. Phänomene wie Kinderarmut, Altersarmut und Armut trotz Arbeit sind auch in wohlhabenden Ländern allgegenwärtig.
Ziel 2: Kein Hunger
Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen, nachhaltige Landwirtschaft fördern.
13 % der Weltbevölkerung sind von Hunger betroffen. 1 % der bereits verfügbaren Nahrungsmittel wird benötigt, um deren Bedarf zu decken. Überproduktion, Lebensmittelverschwendung und Landnutzungskonflikte verstärken globale Schieflagen und verursachen Ungleichheit.
Ziel 3: Gesundheit und Wohlergehen
Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten, Mütter- und Kindersterblichkeit senken, schwere Krankheiten bekämpfen.
2 Milliarden Menschen haben keinen regelmäßigen Zugang zu medizinischer Versorgung. 90 % aller verfügbaren Medikamente werden lediglich von 15 % der Weltbevölkerung genutzt.
Ziel 4: Hochwertige Bildung
Inklusive, gerechte und hochwertige Bildung gewährleisten, lebenslanges Lernen fördern, Zugang zur Bildung für nachhaltige Entwicklung gewähren.
61 Mio. Kinder und 62 Mio. Jugendliche gehen nicht zur Schule. In ärmeren Ländern profitieren im Durchschnitt 10 % der Lernenden mit hohem Bildungsstand von 46 % aller Bildungsausgaben. Bildung für nachhaltige Entwicklung muss in der schulischen, außerschulischen und lebenslangen Bildung verankert werden.
Ziel 5: Geschlechtergleichheit
Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen erreichen, Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen beenden.
Frauen werden besonders häufig benachteiligt, entmachtet und Gewaltausgesetzt. Sie stellen die Mehrheit unter Nicht-Besitzenden, Armen und Menschen, die nicht lesen und schreiben können.
Ziel 6: Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen
Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten, wasserverbundene Ökosysteme schützen.
Ca. 660 Mio. Menschen leben ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser und 2,4 Mrd. ohne Toiletten und Abwassersysteme (2015). Fehlender Zugang zur Nutzung von Wasser löst Konflikte aus und verstärkt Ungleichheit.
Ziel 7: Bezahlbare und saubere Energie
Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für alle sichern. Anteil erneuerbarer Energien erhöhen.
1,1 Mrd. Menschen müssen Zugang zu gemeinwohlorientierter und umweltverträglicher Energie erhalten. Die Energieproduktion ist gegenwärtig für ein Drittel des Ausstoßes aller Treibhausgase verantwortlich. Insgesamt muss der Energieverbrauch gesenkt werden.
Ziel 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
Dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern.
Milliarden Menschen benötigen wirtschaftliche Perspektiven durch sozial- und ressourcenverträgliche Entwicklung, die planetare Grenzen berücksichtigt. Der Wachstumsbegriff muss hinterfragt werden, da weder der Zuwachs an materiellen Möglichkeiten noch der Rückgang der Erwerbslosigkeit die Armut in Deutschland verringert haben.
Ziel 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur
Eine nachhaltige Infrastruktur und Industrialisierung unter schonendem Ressourceneinsatz fördern.
Ein großer Teil der öffentlichen Verkehrsinvestitionen fließt trotz gegenteiliger Ziele in den Straßenbau. Der bundesdeutsche Verkehrswegeplan (2016) opfert täglich 2,9 Hektar freie Landschaft für den Straßenbau. Die Kosten für den Erhalt dieser Infrastruktur belasten künftige Generationen.
Ziel 10: Weniger Ungleichheiten
Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern. Globale Finanzmärkte regulieren und überwachen. Migration sicher und verantwortungsvoll gestalten.
Investitionen und öffentliche Gelder fließen zum größten Teil in Produkte und Unternehmen, die unsere Lebensgrundlage zerstören und Ungleichheit verstärken. Weltweite Transparenzstandards zu öko-sozialen Auswirkungen von Krediten und Investitionen müssen gestärkt werden. Verarmte, benachteiligte und ausgegrenzte Gruppen müssen besonders von Investitionen profitieren.
Ziel 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden
Städte und Siedlungen inklusiv, sicher und nachhaltig gestalten. Sicherung bezahlbaren Wohnraums und nachhaltiger Verkehrssysteme. Umweltbelastungen senken.
Derzeit werden in Städten weltweit rund 70 % aller Ressourcen verbraucht und mehr als 75 % aller CO2-Emissionen erzeugt. Gleichzeitig konzentriert sich zunehmend Armut in städtischen Räumen.
Ziel 12: Nachhaltige/r Konsum und Produktion
Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster und effiziente Ressourcennutzung sichern. Nahrungsmittelverschwendung verringern. Öffentliche Beschaffung nachhaltig gestalten.
Unsere Erde kann einem nach Wirtschaftswachstum und Konsum ausgerichteten Lebensstil nicht gerecht werden. Die Schere zwischen dem Ressourcenverbrauch der Menschheit und dem, was unser Planet leisten kann, klafft damit immer weiter auseinander. Leben wir unverändert weiter wie bisher, würden wir bis zum Jahr 2030 zwei komplette Planeten benötigen, um unseren Bedarf zu decken.
Ziel 13: Maßnahmen zum Klimaschutz
Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen und in nationale Politiken und Strategien einbeziehen.
Entwicklungsländer haben zusammen genommen bislang nur mit einem Anteil von 24 % zum Klimawandel beigetragen, sind heute aber besonders oft von dessen Folgen betroffen. Somit stehen die Industrieländer mit hohen Lebensstandards in der besonderen Verantwortung.
Ziel 14: Leben unter Wasser
Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen. Überfischung beenden, Küsten schützen.
Fast 800 Mio. Menschen sind in der Fischereiindustrie tätig. Überfischung ganzer Küstenregionen bewirkt den Niedergang der Kleinfischerei, hat prekäre Arbeitsverhältnisse in der Fischereiwirtschaft und neue Wanderungsbewegungen zur Folge. Die Verschmutzung der Meere, insbesondere durch Plastikmüll, nimmt zu.
Ziel 15: Leben an Land
Landökosysteme schützen und wiederherstellen. Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodenverlust und Verlust der Artenvielfalt beenden.
Arme Menschen sind weltweit stärker von den lokalen Folgen von Klimawandel und Umweltzerstörung betroffen. Ihr Lebensunterhalt hängt oft von natürlichen Ressourcen ab und sie leben häufig in unmittelbar von Umweltzerstörung betroffenen Gebieten. Der Erhalt der Natur ist eine echte Frage der Generationengerechtigkeit.
Ziel 16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen
Friedliche und inklusive Gesellschaften fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen, leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen aufbauen.
Konflikte werden nicht nur durch gewaltsame Auseinandersetzungen, sondern auch durch die Nutzung natürlicher Ressourcen ausgelöst – vor allem, wenn diese Ungleichheit und Diskriminierung verstärkt. Der Umgang mit Waffenexporten steht im klaren Widerspruch zur eigenen Position Deutschlands während des SDG-Verhandlungsprozesses: Dort hatte sich Deutschland für eine Einschränkung der Kleinwaffen-Proliferation ausgesprochen.
Ziel 17: Partnerschaften zur Erreichung der Ziele
Globale Partnerschaften aufbauen, 0,7 % des BIP für internationale Zusammenarbeit ausgeben, Entschuldung, gerechte Handelssysteme und Politik-Kohärenz umsetzen.
Die EU hat gegenüber Afrika in den vergangenen zwei Jahren einen Überschuss mit dem Handel von teils hochsubventionierten Produkten erzielt. Dem Export im Wert von 145 Mrd. € stand ein Import im Wert von 117 Mrd. € gegenüber. Dies führt zu einer weiteren Verschuldung afrikanischer Staaten und die Existenzgrundlage insbesondere vieler Kleinbauern und -bäuerinnen wird zerstört.
Siehe auch
- Informationen zum neuartigen Coronavirus
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung - Übersichtsseite zu COVID-19
Robert-Koch-Institut - Tagesaktuelle Informationen
und die jeweils geltenden Verordnungen
Landesregierung NRW - Aktuelle Lage und Kindertagesbetreuung
Landschaftsverband Rheinland