Aktionstag: Tempo machen für Inklusion

Auch in diesem Jahr haben wir in der Neusser Innenstadt am 5. Mai Aktionen zum Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung angeboten. #OrtefürAlle

Am 5. Mai 2023 haben wir erneut den Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung begangen und unter dem Motto „Tempo machen für Inklusion – barrierefrei zum Ziel!“ von 12:00 bis 16:00 Uhr einen Infostand mit verschiedenen Aktionen in der Neusser Innenstadt aufgebaut. Ziel war es, auf die Bedeutung von Inklusion und Barrierefreiheit aufmerksam zu machen und das Bewusstsein dafür zu schärfen. Menschen jeden Alters hatten die Gelegenheit, durch verschiedene Aktionen selbst in die Haut von Betroffenen zu schlüpfen und die Herausforderungen zu erleben, die mit körperlichen Einschränkungen und Behinderungen einhergehen.

Eine der Hauptattraktionen am Infostand waren spezielle Simulationsbrillen, mit denen man verschiedene Sehbehinderungen und Augenerkrankungen simulieren konnte. Vom verschwommenen Sehen bis hin zum vollständigen Verlust des Sehvermögens konnte man die damit einhergehenden Beeinträchtigungen selbst erfahren. Viele Besucher:innen waren von dieser Erfahrung sichtlich beeindruckt und konnten so nachvollziehen, wie schwer es für Betroffene sein kann, in der Welt zurechtzukommen.

Ein weiteres Highlight war – wie im letzten Jahr auch – der Alterssimulationsanzug, der durch Einschränkung der Beweglichkeit, Kraft, Sicht und des Gehörs Veränderungen des Körpers mit dem Alter simuliert. Viele Besucher:innen waren überrascht, wie sehr sich das Leben mit Einschränkungen verändert und wie schwer es sein kann, selbst einfache Alltagshandlungen auszuführen. Während einige noch gut mit dem Anzug zurechtkamen, waren andere schnell an ihre Grenzen gestoßen und empfanden die eingeschränkte Beweglichkeit als sehr belastend. Alle waren sich jedoch einig, dass es wichtig ist, für Barrierefreiheit zu sorgen und die Bedürfnisse von Menschen mit Einschränkungen stärker in den Fokus zu rücken.

Von „ich kann die Knöpfe im Aufzug nicht voneinander unterscheiden“ bis „welches Schaufenster – ich sehe keins?!“ war alles dabei. Die Erfahrungen mit dem Alterssimulationsanzug waren ebenfalls sehr unterschiedlich. Brian und Jay (je 14) fanden die Simulationsbrillen sehr interessant, wenngleich sie einige Male vor Geschäften aufgestellte Schilder zu spät wahrgenommen und teils sogar dagegen gelaufen sind. Das Treppenlaufen fiel ebenfalls schwer, teilweise ist man auch über eine Stufe gestolpert. Wie es wohl wäre, nicht bloß 10 Minuten, sondern den ganzen Tag damit rumzulaufen, vermochten sie sich nicht vorzustellen. Nico (18) fiele es ebenfalls schwer, deutlich sehen zu können. Das Laufen schränkte auch ihn ein, gerade beim Treppensteigen oder Bewegen auf engerem Raum, wo man hier und da doch irgendwo anstoß. Seine Orientierung erfuhr er auch durch das gedämpfte Hören als drastisch verschlechtert. Die Proband:innen wurden von uns aus Sicherheitsgründen begleitet.

Ein weiteres Thema war die Barrierefreiheit im öffentlichen Raum. Anita (56) brachte als auf einen Rollstuhl angewiesene Betroffene Erfahrungen aus ihrem Alltag mit. Auch heute noch sind etwa viele Bürgersteige leider zu hoch, Geschäfte nicht barrierefrei, Bahnschienen nicht auf das überqueren mit motorisierten Rollstühlen bedacht und Busse und Bahnen teils immer noch nicht in Ordnung hinsichtlich Barrierefreiheit.

Während des gesamten Aktionstages konnte man an unserem Infostand zudem Informationsmaterialien zum Thema Inklusion und Barrierefreiheit erhalten. Auch die Barrierefreiheit in der Neusser Innenstadt wurde thematisiert und es wurden insbesondere die noch vorhandenen Barrieren aufgezeigt. So lässt etwa Gestaltung der Straßen und Gehwege teilweise immer noch zu wünschen übrig und erschwert es insbesondere Rollstuhlfahrer:innen, sich sicher und selbstständig fortzubewegen.

Insgesamt war der diesjährige Aktionstag ein großer Erfolg und konnte wieder viele Menschen für das Thema Inklusion und Barrierefreiheit sensibilisieren. Wir wünschen uns, dass durch solche Aktionen ein Bewusstsein für die Bedürfnisse und Herausforderungen von Menschen mit Behinderungen geschaffen werden kann, denn eine inklusive Gesellschaft ist eine Gesellschaft, die alle Menschen mit einbezieht und keine Barrieren aufstellt.